PDF-Download Stand: 27.09.2010
Chronik des KBV Einigkeit Uttel e.V.
(Laudatio zum 75. jährigen Jubiläum von Hinrich Dirks 1997, erweitert auf dem heutigen Tage)
Alten überlieferungen nach waren auch in Uttel erste Anfänge des Boßelns um 1920 zu verzeichnen. Die Geest mit ihren Hecken und Wällen ließ im Winter kaum das schon bekannte Klootschießen zu, mit einfachen Holzkugeln konnte man aber nach Geselligkeit wie Hausbau, Drescharbeit oder Familienfesten oft einen kleinen, sportlichen Wettbewerb durchführen.
Zu bewundern war dann aber doch der Mut in einer Zeit nach dem verlorenen Weltkrieg, bei Inflation, Arbeitslosigkeit und großer anderer Sorgen 1922 einen Verein ins Leben zu rufen. Gründungsprotokolle existieren nicht. Berichten nach wurde bei Dirk Kampen in Hattersum der Boßelverein Uttel/Hattersum mit Heinke Wübbenhorst als 1.Vorsitzenden ins Leben gerufen. Rasch wurde dieser so groß und auch stark, dass sich schon um 1930 der Verein teilte und im Lokal Wilhem Brauer in Nenndorf der Verein „He kummt“ Nenndorf entstand. 1959 fusionierten dann beide Vereine wieder zu „Einigkeit“ Uttel.
Johann Lüken aus Hattersum war es aber wohl neben dem Utteler Wilhelm Otten der das Vereinsleben –in der der Stadt Wittmund umfassenden Gemeinde- prägte. Er war auch die Klammer, die den Verein Uttel/Hattersum im zweiten Weltkrieg und danach zusammenhielt. Er was 31 Jahre 1.Vorsitzender und fast ebensolange 2.Vorsitzender des KV VII – Wittmund bis er 1957 aus Altersgründen den Vorsitz an Harm Ennen weiter gab. Johann Lüken mache alles im Alleingang, sei es Wettkämpfe, Versammlungen, Theateraufführungen, Saalschießen oder die berühmten Zeltfeste –bi Tant Marie int Land-.
Als der sportliche Sektor etwas vernachlässigt wurde, machte 1957/58 vor allem die nachrückende Dorfjugend in beiden Vereinen Druck. Ein Hattersumer Stamm um Wilhelm Schönbohm, Ludwig Behrends, Artur Anders oder Karl Hinrichs bildete rasch mit den Nenndorfern (die vor allem aus den fünf –Reentsbrothers- rekrutierten) mit talentierten Jugendwerfern einen 25-Kader, der schnell bei der Männer I Konkurrenz Beachtung fand. In den 60er Jahren wurde Uttel bei starker Buttforder und vor allem Ardorfer Konkurrenz 4x Gesamtkreismeister und je 4x Kreismeister im Gummi- und Pockholzboßeln und war 1969 Gründungsligist der neuen OS-Landesliga. Hoch im Kurs standen damals Freundschaftskämpfe, man scheute sich nicht starke Gegner wie Bockhorn, Schortens, Wiefels oder Müggenkrug auf die Strecke zu fordern und ließ auch Losser in Holland nicht aus. Der nähere Gegner wurde dabei per Fahrrad besucht, in den Heimstrecken wechselte man. In Hattersum ging es bei –Tant Marie vört Döör- auf Klinkerstrecke mit Sommerweg bis zum Burhafer Osterpiep immer midden upt Bock. Damals wurde noch mit reinem Pockholter gebosselt, in Abens in der zweiten Kurve bei der Gaststätte Eden prallte diese einmal ab und musste per Krabber oben aus der Baumgabel wieder heruntergeholt werden. In Nenndorf ging es bei damaligem Blaubasalt in Richtung Wittmund los und zurück bis zur Leher Brücke. Gegen Müggenkrug konnte man zu Hause selten gewinnen, der unvergessene Georg Onnen regelte das dann aber auf seine Weise. Engagiert und auch bissig ging es vor allem in Punktkämpfen zu, bei Glatteis wurden gegen Buttforde alte Socken über die Schuhe gezogen wie auch gegen Ardorf sich tief in die Augen gesehen wurde als man per Schiedsmann (Stallmann) zum Kreismeister gekürt wurde.
Auch die 28 großen Zeltfeste wurden erst im Wechsel gefeiert, wobei in Nenndorf ein neues Zelt von Andreas Menssen einmal zu Ostern fast dem Sturm zum Opfer fiel. Etwa 20x stand dann aber das Zelt „Einigkeit“ gerecht mitten upt Brink, jedes Mal waren um 50 Vereine die Besucher. Vereinsmeisterschaften mit Sachpreisen mündeten in das nun so beliebte Schweinepreisboßeln, schon damals gab es eine vereinseigene Kegelbahn die dann von der bekannten Klüterbahn abgelöst wurde. Erster Vereinsmeister wurde 1959 in Hattersum –Käptn- Reinhold Albers. 1960 in Nenndorf Lothar Rüdiger nachdem bis zuletzt hier der Alterswerfer Gerd Dierken geführt hatte.
Zunehmender Straßenverkehr forderte dann zweimal einen Wechsel der Wurfstrecke, hierin liegt bis heute das größte Vereinshandicap. Zu Ligazeiten der Männer war man 1968 nach Funnix/Buttforde gewechselt und nimmt seit 1974 8 km Anreise nach Negenbargen in Kauf. Bei allen Auswärtskämpfen ist man näher an Uttel wie bei seinen Heimkämpfen, umso mehr muss die gute Jugendarbeit gerade in den letzten Jahren Anerkennung finden. Der Klootschießeranteil wurde nie vernachlässigt, Siege im Punkteklootschießen, Mc-Cay-Pokal und im Mehrkampf des KV VII sowie bei den Landesmeisterschaften belegen dies ebenso wie die Nominierung von Ingo Fähnders im OS Kader bei den Feldkämpfen gegen Oldenburg. Ommo Heinks war hier zu Anfang die treibende Kraft, viele seiner damaligen Zöglinge sieht man schon aktiv bei Männer II. Neben mehrfachen Kreismeistertiteln der verschiedenen Jugendgruppen wurden 1994 die männliche Jugend B Ostfriesischer Vizemeister. Ab 1972 waren es aber die Utteler Frauen die dem Verein alle Ehre machten. Sie wurden 1977 und 1979 in Frauen I – Meister im Pockholzboßeln sowie 1979, 1980 und 1983 Meister im Gummiboßeln. 1994 (Meister mit 28:0) und 2004 klopften sie an die Tür zur Bezirksliga beim LKV. Von 1989 bis 1995 waren sie in Frauen II Landesligist, nachdem sie schon 1982 erstmals Kreismeister waren und wurden dort 1991 ostfriesischer Vizemeister. Das beste Mannschaftsergebnis überhaupt erreichte aber Frauen III. 1990 als man nach dem Landestitel auch mit 6 Wurf gegen Blexen/OL FKV-Meister wurde. Daneben wurden sie 1988 bis 1990, 1992, 1993, 1998, 2000 bis 2002 neunmal Kreismeister der Frauen III sowie 2004 der Frauen IV. Außerdem holten die Utteler Frauen 1973 und 1979 den Wanderpokal im Mehrkampf. Nach einer Durststrecke von 35 Jahren konnten die Männer I 2003 endlich wieder Kreismeister werden um nach erneuerter Meisterschaft 2005 in die Bezirksklasse aufzusteigen, welche leider nicht gehalten werden konnte. 2006 wurde die Männer III Kreismeister der 1. Kreisklasse. 2007 konnten die Männer I abermals den Meistertitel erringen und wieder in die Bezirksklasse aufsteigen.
Auch bei den Einzelwettbewerben liefen die Frauen den Männern den Rang ab, nur Suntke Reents gewann 1978 den Landestitel in Männer I mit der Eisenkugel und Ingo Fähnders 1993 den FKV-Titel in Jugend A mit der Eisenkugel. Ottilde Dorow wurde 1993 in Frauen II Landesbeste mit dem Pockholter. Johanne Janssen holte sich in Frauen VI im Gummiboßeln 1993 diesen Titel und wurde 1993 und 1995 in Frauen IV FKV-Meister. Therese Merkevicius gewann für „Einigkeit“ 1997 und 1998 zweimal den LKV-Titel mit dem Pockholter in Frauen IV sowie zweimal 1998 und 2003 (mit 78 Jahren) den FKV-Titel in dieser Disziplin. Sie wurde noch übertroffen von Adele Dirks, die 1988 und 1992 zwei Landestitel in Frauen III mit der Gummikugel gewann und 4 x (1979/83 in Frauen II – 1989/93 in Frauen III) den höchsten Titel im FKV schaffte!
Immer aber verstand sich auch der Verein als ein Bewahrer dörflicher Traditionen, auch nach der Gemeindereform; Weihnachtsfeiern (seit 1974), Teeabende, Fahrradtouren (seit 1990), aktive Bürgermarktteilnahme (seit 1980) und vieles mehr sind Ausdruck dessen. Unvergessen sind die Teeabende bei Kampen oder Brauer. Uttels Mittelpunkt, den Brink oder eines der wenigen Storchenneste, die es überhaupt noch gibt, in Schuß zu halten sind heute noch Aufgabe für den Verein.
Als Johann Lüken und Wilhelm Otten von Bord gingen wurde 1959 der Nenndorfer Ulrich Janssen 1.Vorsitzender, nach nur einem Jahr folgte ihm Karl Harms vor, unvergessen sein Abschlußkommentar bei Wettkämpfen wenn er –eben dat Ergebnis bekannt moken wull-. Immer schon im zweiten Glied hatten seit 1959 Wilhelm Schönbohm, Hinrich Dirks und Friedrich Ihnen gestanden. Wilhelm Schönbohm aus Uttel folgte dann Karl Harms nach. Immer konnte ein Vorsitzender dabei auf ein gutes Team im Vorstand zurückgreifen. Hinrich Dirks aus Hattersum stand dem Verein 11 Jahre vor und war von 1985 bis 1992 auch Vorsitzender des KV VII. Er war von 1974 bis 2003 ostfriesischer Landesboßelobmann, Pionier und Garant für den Spielbetrieb in den ostfriesischen Ligen, 1976 Gründer des Arbeitsausschusses Boßeln für Ostfriesland (bis 2003) und von 1992 bis 1997 2. Vorsitzender des FKV. Ihm wurde als Anerkennung hierfür die höchste Auszeichnung des FKV das FKV-Eichenblatt sowie 1995 der Upstalsboom-Taler verliehen. Friedrich Ihnen führte danach sogar 15 Jahre den Verein, jetziger Vorsitzender ist seit 1996 Richard Gent.
Der Verein ist einer der ersten Mitglieder des Kreissportbundes Wittmundes. Bei der Fusion 1959 hatte „Einigkeit“ 102 Mitglieder, der heutige Stand ist 350, seit 1989 ist er eingetragener Verein.
Nur kurz konnte ich die Jahre skizzieren, ich wünsche dem Verein, dass er immer seinem Namen gerecht wird, die plattdeutsche Heimatsprache pflegt und allzeit beim Boßelwart eine Boßelkugel auf ihren Einsatz wartet.
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